Die Quesadilla von El Hierro hat längst den Sprung über die Grenzen der Kanaren geschafft. Was macht diese bescheidene, doch charaktervolle Köstlichkeit so besonders?
Wir teilen hier das Originalrezept für die Quesadilla von El Hierro – ein Käsekuchen, der in Geschmack und Tradition seinesgleichen sucht.
Die Quesadilla Herreña, auch bekannt als Quesadilla de El Hierro, zählt neben der nordspanischen Quesada Pasiega und dem ibizenkischen Flaó zu den tief in der kulinarischen Kultur Spaniens verwurzelten Käsekuchen. Ihre Rezepte wurden über Generationen und durch wandernde Hirten und Reisende weitergegeben und lokal angepasst.
Allen drei Varianten ist eines gemeinsam: die Verwendung frischen, lokalen Käses. Ursprünglich diente das Backen dieser Kuchen nicht nur dem Genuss, sondern auch der Konservierung des schnell verderblichen Frischkäses.
Für die Quesadilla von El Hierro verwendet man einen inseltypischen, frischen und ungesalzenen Ziegenkäse, hergestellt unmittelbar nach dem Melken der Herreño-Ziegen. Seine Textur erinnert an Hüttenkäse, Burgos-Käse oder den katalanischen Mató. Wer außerhalb El Hierros bäckt, kann auf diese Alternativen zurückgreifen – muss jedoch auf den einzigartigen, mineralischen Geschmack der Vulkaninsel verzichten.
Entscheidend für das Gelingen ist daher die Wahl des Käses. Industrieware aus dem Supermarkt genügt hier nicht. Fragen Sie im Fachgeschäft oder auf dem Wochenmarkt nach frischem, ungesalzenem Ziegenfrischkäse – idealerweise aus handwerklicher Herstellung.
Das folgende Rezept wurde überliefert von den beiden bedeutendsten Rezeptchronistinnen der Insel, Flora Lilia Barrera Álamo (1932–2019) und Alvarita Padrón (1928–2009). Die Mengen wurden ins metrische System übertragen.
Früher wurde anstelle von Zucker Honig verwendet; der Boden bestand aus Blätterteig, der heute jedoch meist weggelassen wird. Die übrigen Bestandteile des Rezepts sind seit jeher unverändert.
Zutaten und Zubereitung für die Quesadilla von El Hierro
- 1 kg frischer, ungesalzener Herreño-Ziegenkäse
- 500 g Zucker
- 200 g Mehl
- 3 Eier
- ½ TL Zimt
- 1 TL Matalahúva (Anissaat)
- Abrieb einer Zitrone
- Butter für die Form
- Optional: Blätterteig für den Boden
Schritt 1 – Der Teig
Den Frischkäse in eine große Schüssel geben und – je nach Konsistenz – mit einer Gabel zerdrücken oder grob reiben. Die Eier aufschlagen und zusammen mit Zucker, Zitronenschale, Zimt und Anissaat zum Käse geben. Alles mit einem Holzlöffel oder Handmixer zu einer glatten, gleichmäßigen Masse verarbeiten. Erst zum Schluss das Mehl nach und nach einarbeiten, bis ein homogener, geschmeidiger Teig entsteht.
Verwenden Sie möglichst Eier aus Freilandhaltung – ihr intensiver Geschmack und die kräftige Farbe machen sich auch im fertigen Kuchen bemerkbar.
Schritt 2 – Die Form
Eine niedrige Kuchenform (z.B. eine Tapas-Schale) gründlich mit Butter einfetten oder mit Backpapier auslegen. Wer das traditionelle Rezept mit Boden bevorzugt, legt nun eine Schicht Blätterteig ein. Anschließend die Käsemasse gleichmäßig einfüllen – sie sollte die Form gut ausfüllen, aber nicht über den Rand steigen.
Die Form mit ein wenig Butter einfetten oder mit Backpapier auskleiden. Wenn Sie sich für einen Blätterteigboden entscheiden, legen Sie ihn ein. Nun wird die Käsemasse in der Form verteilt, ohne dass er überläuft.
Schritt 3 – Das Backen
Den Ofen auf 180 °C vorheizen. Die Quesadilla auf mittlerer Schiene etwa 40 bis 50 Minuten goldgelb backen. Dabei sollte sie leicht aufgehen und eine sanfte Bräunung annehmen. Vor dem Herauslösen aus der Form vollständig abkühlen lassen.
Tipp: Eine raffinierte Variante entsteht, wenn man einen Teil des Frischkäses durch gereiften Herreño-Käse ersetzt. Das verleiht der Quesadilla eine würzigere Tiefe und einen fein salzigen Kontrast.
Die klassische Quesadilla von El Hierro hat die Form einer stilisierten Blume – eine Anspielung auf ihre Ursprünge in handwerklicher Backtradition. Wer keine passende Form besitzt, kann die Masse auch in einer runden Form backen – der Geschmack bleibt ein Stück Inselkultur.
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