Dies ist mein Reisetagebuch aus Gran Canaria, wo ich im März 2025 eine zauberhafte Woche verbringen konnte. Diesen Reisebericht gibt es auch als Video! Du findest ihn am Ende des Artikels oder hier auf meinem Youtube-Channel.
Hinterlasse gerne einen Kommentar, Fragen versuche ich ebenfalls zu beantworten!
Reisetagebuch – Tag 1: Gran Canaria empfängt uns mit Wind, Wellen und Vulkangestein
Endlich geht’s wieder los. Noch vor dem ersten Morgengrauen – um 4:15 Uhr – reißt uns der Wecker aus einem viel zu kurzen Schlaf. Katzenwäsche, Strom aus, ein schneller Kaffee als Tribut an den Kreislauf – und schon stehen wir mit gepackten Koffern vor der Tür. Das Taxi ist pünktlich, der Fahrer freundlich und gesprächig, bringt uns in rasanter Fahrt durch die schläfrige Stadt zum Hamburger Flughafen. Es ist kurz nach fünf, als wir dort eintreffen.
Am Terminal erwartet uns eine Szene wie aus einem Science-Fiction-Film: Eurowings hat das Check-in-System vollständig auf Selbstbedienung umgestellt. Futuristisch anmutende Maschinen schlucken unser Gepäck – elegant, effizient, emotionslos. Der Hamburger Flughafen präsentiert sich hier als moderner Knotenpunkt technokratischer Reiselogistik. Zehn parallele Gepäckannahmen reduzieren die Wartezeit erheblich, was uns ein kleines Fenster für ein Frühstück bei McDonald’s verschafft. Zwischen McMuffin und Maschinenkaffee passiert dann doch das Übliche: Mein Handgepäck wird an der Sicherheitskontrolle erneut durchleuchtet – eine allmählich zur Gewohnheit werdende Geste des Misstrauens.

Nach einem Abstecher zum Wasserspender im Untergeschoss – ein Geheimtipp unter Vielreisenden – beginnt das Boarding. Der Flug startet pünktlich, der Himmel ist freundlich, das Flugzeug stabil. Unsere Sitze in Reihe 5 bieten angemessene Beinfreiheit, vor uns ein junges Paar mit winzigem Säugling, der erstaunlich friedlich bleibt. Wir lesen, hören Hörbücher, spielen – ein viereinhalbstündiger Flug verlangt Geduld, aber die Zeit vergeht überraschend schnell.
Als wir uns der Insel nähern, offenbart sich Gran Canaria dramatisch und ungefiltert: Schroff ragt sie aus dem Atlantik, ihre vulkanische Herkunft ist nicht zu leugnen – zerklüftete Hänge, dunkles Gestein, karge Weite. Die Koffer lassen sich bitten, erscheinen dann aber vollzählig.
Den Autovermieter suchen wir zunächst vergebens. Die üblichen Schalter im Terminal sind belagert, die Schlangen lang wie die Nacht. Ein Glück, dass wir sie meiden dürfen. In den Buchungsunterlagen finden wir schließlich den rettenden Hinweis: Ein Shuttlebus, Abfahrt bei Ausgang Nummer 2, bringt uns zur externen Station von Click-Rent. Tatsächlich, ein ausgesprochen freundlicher Herr erwartet uns dort bereits. Die Fahrt ist kurz, die Stimmung gelöst – und zu unserer Freude gibt es keine Warteschlange. Nach wenigen Minuten halten wir den Schlüssel für unseren Mietwagen in der Hand. Aus dem reservierten Seat Ibiza wird ein kleiner, aber erstaunlich geräumiger Skoda-SUV – ein Upgrade, das uns auf den ersten Blick gefällt.


Ich informiere Alessandro, unseren lokalen Ansprechpartner, über unsere Ankunftszeit. Die Fahrt in den Norden beginnt. Die Autobahn schlängelt sich entlang der Küste, führt vorbei an Las Palmas, stets flankiert von Drachenbäumen, Palmen und den schimmernden Gewächshausplanen der Landwirtschaft. Die Landschaft wirkt rau, unversöhnlich, fast marsianisch. Städte und Dörfer ziehen vorbei, viele Häuser sehen aus, als wären sie im Zustand ewiger Zwischenlösung: unverputzte Wände, offene Leitungen, kaum ein Balkon. Jede freie Fläche scheint zur Geröllhalde degradiert.
Kurz vor unserem Ziel entdecken wir einen kleinen Supermarkt – bescheiden, aber gut sortiert. Wir decken uns ein: Wasser, Bier, Aufschnitt, Chips, Brot, Eier, Nudeln – das Notwendige mit einem Hauch von Urlaubslust.
Oben im Norden der Insel, am Punta de Gáldar, erwartet uns die Unterkunft. Alessandro steht bereit, freundlich und mit Tipps im Gepäck. Die Wohnung ist eine Mischung aus Tradition und Moderne – ein älteres Gemäuer, liebevoll renoviert, mit Terrasse und Dachterrasse, Blick aufs Meer inklusive. Das stetige Rauschen der Wellen begleitet uns wie ein Klangteppich aus einem anderen Zeitalter.


Nach kurzem Innehalten fahren wir nach Sardina del Norte. Der kleine Küstenort präsentiert sich lebendig, fast quirlig. Der Strand ist gut besucht, Familien baden im türkisfarbenen Wasser, Jugendliche springen von Felsen. Wir finden das Restaurant La Pizarra, gelegen oberhalb des Strandes mit herrschaftlichem Blick auf das Meer.

Nach kurzer Wartezeit bekommen wir einen Platz auf der Terrasse. Die Sonne steht tief, das Licht goldfarben. Wir bestellen Fisch und Schnitzel, dazu hausgemachte Kroketten – einfach, aber exzellent. Die Paella, lernen wir, dauert vierzig Minuten, und Trinkgeld können wir nur in bar geben.




Auf dem Rückweg zum Auto begleiten uns Vogelstimmen – Kanarienvögel trillern aus den Palmen, Finken flattern aufgeregt durch die Gärten. Wir bestaunen Kakteen, groß wie Bäume.

Zurück in der Unterkunft verweilen wir auf der Dachterrasse, lassen den Tag sacken. Ich setze mich später noch auf eine Bank oberhalb der Piscinas Naturales, lese ein paar Seiten, das Meer rauscht unermüdlich zu meinen Füßen.
Zum Abendbrot gibt es Brot mit Aioli, Oliven und Mortadella – einfach, genügsam, genau richtig. Kurz darauf fallen wir ins Bett. Das frühe Aufstehen, die Reise, die Sonne, die Eindrücke – all das wiegt schwer. Der Schlaf kommt schnell.

Reisetagebuch Gran Canaria – Tag 2: Gischt, Gassen und gelassene Gezeiten
Wir sind früh wach. Die Insel hat ihren eigenen Rhythmus, und heute schwingen wir von Beginn an mit. Ich stehe mit dem Sonnenaufgang auf – der Himmel noch milchig, das Licht sanft und versprochen. Der erste Kaffee dampft in der Tasse, während ich mich dem Tagebuch widme. Unten, bei den Piscinas Naturales, tost die Brandung. Über Nacht scheint das Meer an Kraft gewonnen zu haben – die Wellen rollen in mächtigen Zügen heran und schlagen mit Wucht gegen das vulkanische Gestein, als wollten sie es in die Knie zwingen.
Die Piscinas – ein faszinierendes Zusammenspiel aus Natur und Mensch – haben wir gestern bereits erkundet. Ein großes Becken, von Holzpfählen eingefasst, dient als natürliche Schwimmzone. Das Wasser war kristallklar, beinahe surreal. Zwischen den Steinen huschten Fische und Krebse, emsig wie Akrobaten im Unterwasserzirkus. Kleinere Becken laden eher zur Abkühlung ein – stillere Rückzugsorte im wilden Dialog mit dem Ozean.

Gegen acht Uhr meldet sich Rudi, mein Schwiegervater, per Nachricht. Er steht bereits um die Ecke. Meine Frau und Tochter machen sich auf den Weg, ihn abzuholen. Ein fröhliches Wiedersehen, begleitet vom wedelnden Begrüßungskomitee: Lucy, der Rottweiler-Dobermann-Mischling, erkennt uns noch und lässt sich genüßlich durch das dunkle Fell kraulen.
Das Frühstück dehnt sich aus wie ein Sonntag. Es gibt Rührei, Tortilla, Baguette – bodenständig und sättigend. Danach machen wir uns auf den Weg nach Agaete. Der Ort überrascht: Weiß getünchte Häuser, blaue Fensterläden, enge Gassen – fast meint man, in einem entlegenen Dorf auf einer Kykladeninsel gelandet zu sein. Die kleinen Läden am Hafen liegt ruhig da, umgeben von Restaurants mit Verlockungen aus Meer und Küche.

Der Strand ist teilweise gesperrt – Steinschlaggefahr, wie ein Schild warnt. Doch weiter oben beginnt ein Pfad, der sich in die Felsen schraubt, hinauf zum Cruz de las Nieves, einem einsamen Kreuz hoch oben auf einem Grat. Der Weg ist gesäumt von Pflanzen, die selbstbewusst in der kargen Umgebung gedeihen. Kakteen in allen Formen und Größen – Lene, meine Tochter, nennt sie liebevoll ihre „stacheligen Freunde“. Dazu Drachenbäume, Drachenbäumchen und das, was wir kurzerhand als Drachensträucher taufen – ein botanisches Fantasiekabinett.


Lene und ich erklimmen einen steilen Hang unterhalb des Kreuzes. Der Ausblick belohnt unsere Mühe: Die Küstenlinie spannt sich wie ein gemalter Horizont vor uns auf, der Hafen von Agaete liegt still unter der Sonne, und die Gischt unten wirkt wie weißes Feuer auf schwarzem Fels. Ich lasse die Drohne steigen – sie summt los wie ein Kolibri und liefert beeindruckende Bilder.

Der Rückweg führt über die Straße. In einem kleinen Café gönnen wir uns Eis – 3 Euro pro Kugel, aber der Geschmack entschädigt: Mango, Schokolade, Zitrone. Für Sanne gibt’s einen Frappé, serviert wie Créma di Café auf Sardinien – dickflüssig und eisgekühlt, süß, mit leicht herber Note.
Wir erkunden dann die unwegsame Westküste der Insel. Eine spektakuläre Panorama-Straße führt hier steil durch wildes Gelände und bietet herrliche Blicke über die Küste. Hier wird gearbeitet, verschiedene Trupps von Bauarbeitern sorgen offenbar dafür, dass auch die Westküste bald gut erschlossen sein wird.

Auf dem Heimweg stoppen wir beim Mercadona. Der Markt hat in den letzten Jahren offenbar an Glanz verloren – halbleere Regale, wenig Auswahl, das Obst und Gemüse wirken müde und sind kaum regional. Wir konzentrieren uns auf das Nötigste. Statt Tacos wandert das Material für eine Spaghetti Bolognese in den Korb. Bemerkenswert: Ein Überangebot an Tex-Mex-Produkten und Chips in den Geschmacksrichtungen Aioli und Serrano – Gran Canaria meets Doritos.
Zuhause ist Siesta angesagt. Ich setze mich wieder auf meine Lieblingsbank oberhalb der Piscinas Naturales. Die Brandung ist inzwischen ein Spektakel. Die Gischt steigt in meterhohen Fontänen auf, zerschellt an den Felsen wie eine Opernarie in Stein gemeißelt.
Am späten Nachmittag beschließen wir, zum Leuchtturm Faro di Sardina zu fahren. Ein Ort wie gemalt: Rau, abgelegen, spektakulär. Die Wellen brechen hier in absurden Höhen gegen die Steilküste, als wollten sie Himmel und Erde verbinden. Wir stehen im feinen Sprühnebel, schweigen und staunen.


Am Abend dann Hausmannskost mit Hindernissen: Ich koche Spaghetti, doch beim Abgießen zerbricht das einzige Sieb – ein tragischer Moment, begleitet vom Schlürfen der letzten Nudelreste in der Spüle. Danach spielen wir Phase 10. Ich gewinne – knapp, aber verdient.
So endet ein Tag zwischen schäumendem Meer, stacheligen Gefährten und mediterraner Melancholie. Gran Canaria hat begonnen, uns den Takt vorzuspielen. Und wir tanzen langsam mit.
Reisetagebuch Gran Canaria – Tag 3: Barrancos, Balkone und Brandung
Ein milder Morgen bricht an, die Sonne tastet sich vorsichtig über die Terrasse. Heute ist es nahezu windstill, doch das Meer bleibt unbeeindruckt: Mit unverminderter Wucht rollen die Wellen heran und krachen über die Piscinas Naturales wie ein ewiger Taktgeber dieses Ortes. Die Brandung grollt, als würde sie Geschichten erzählen wollen – alte Geschichten von Sturm, Stein und Zeit.
Wir frühstücken gemütlich unter freiem Himmel. Baguette vom Mercadona, dazu Käse, Aufschnitt, ein Rest Risotto von gestern. Rudi gesellt sich zu uns, Lucy natürlich auch – aufmerksam und nach Futter bettelnd, aber höflich. Nach kurzer Ermahnung nimmt sie ihren Platz ein und beobachtet uns mit geduldigem Blick, als würde sie jede Bewegung auf Futterkompatibilität prüfen.
Heute zieht es uns ins Inselinnere. Ziel ist der Barranco Azuaje, eines jener typischen ausgewaschenen Flussbetten, die das Rückgrat der kanarischen Wanderkultur bilden. Viele von ihnen sind zu Pfaden ausgebaut, versteckt zwischen Palmen, Farnen und vulkanischem Gestein. Der Azuaje gilt als einer der grünsten und schönsten, ein verwunschener Riss im Erdreich unterhalb von Firgas.
Wir parken in einer engen Kehre hinter einer Brücke, der Einstieg in die Schlucht ist unscheinbar, fast verwunschen. Bald schon führt ein schmaler, feuchter Pfad entlang eines kleinen Bachlaufes. Das Tal ist üppig bewachsen – saftig grün, tropisch anmutend, mit Lianen, Farnen und Moos, das an Felswänden klebt wie Samt. Vögel zwitschern, irgendwo röhren Motorsägen. Bald treffen wir auf Waldarbeiter, die freundlich grüßen. Auf unsere Frage nach dem Wasserfall zeigen sie uns eine steile Passage, die nach Firgas hinaufführt.
Wir überqueren den Bach – ein Murmeln, ein Sprung, ein nasser Schuh – und folgen dem zunehmend steilen Pfad in Serpentinen nach oben. Immer wieder begegnen uns andere Wanderer. Nach einer Weile dämmert uns: Wir haben die Abzweigung verpasst und steigen nun in die falsche Richtung. Statt zum Wasserfall klettern wir, schweißnass, in Richtung Firgas. Doch zum Umkehren fehlt nun der Elan – der Weg hat uns bereits in seine Kurve gezogen. Dafür entschädigt der Ausblick: Hoch über dem Barranco bieten sich uns herrliche Blicke ins Tal, auf das üppige Grün, gelb blühende Sträucher und Kakteen in Blüte.


Schließlich beschließen wir, uns aufzuteilen: Lene und ich kehren zum Auto zurück, Sanne geht weiter nach Firgas, wir sammeln sie dort ein. Der Abstieg ist nicht minder anspruchsvoll. Der Bach hat mehr Wasser als am Morgen – doch wir balancieren gekonnt und erreichen das Auto mit nur leicht feuchten Socken.
Auf dem Weg nach Teror durchqueren wir eine beeindruckende Landschaft. Kiefern, Eukalyptus, Dörfer mit bunten Fassaden. Ein Ort fällt besonders auf: Eine lange, steile Treppe, gesäumt von türkisblauen Fliesen und kunstvollen Mustern, führt mitten durch das Dorf – ein stilles Kunstwerk in der Landschaft.
In Teror finden wir einen Parkplatz in Zentrumsnähe und tauchen ein in die koloniale Eleganz der Stadt. Breite Prachtstraßen, flankiert von historischen Gebäuden mit kunstvoll geschnitzten Holzbalkonen. Hier scheint die Zeit langsamer zu gehen, als hätte sie sich mit dem Duft von Kaffee und Orangen vermählt. Souvenirshops reihen sich an Tapasbars, doch leider sind sämtliche Restaurants hoffnungslos überfüllt. Hunger treibt uns schließlich zum SuperDino, wo wir uns für den Abend mit allem Nötigen eindecken: Saubohnen, Zucchini, Chorizo – das Risotto kann kommen.


Zurück in Sardina beginnt der gemütliche Teil des Tages. Siesta, Lesen, Ausstrecken. Am Abend mache ich mich mit Lene auf den Weg zu einer nahen Felsnase. Dort, wo das Land sich mutig gegen das Meer stemmt, erwartet uns ein Sonnenuntergang von opernhafter Dramatik. Die Sonne versinkt blutrot im Atlantik, während die Gischt in irrsinnigen Fontänen gegen die Felsen donnert. Wir fotografieren, filmen, lassen die Drohne steigen – und staunen.
Die Wellen schlagen, der Wind trägt das Salz bis in die Wimpern, die Sonne verabschiedet sich leise. Gran Canaria zeigt sich von seiner epischen Seite – kraftvoll, wild und voller Geschichten.
Reisetagebuch Gran Canaria – Tag 4: Brandung, Vulkan und ein halber Garten
Ein neuer Tag, ein neuer Klangteppich aus Wind und Wellen. Der Atlantik gibt sich heute besonders dramatisch – die Böen haben aufgefrischt, das Meer tost mit wilder Stimme, als wolle es die Küste wachrütteln. Doch die Sonne lacht darüber hinweg. Elf Stunden Sonnenschein sind angekündigt, und wir nehmen die Einladung an: Heute wird gebadet.
Der Wind soll an der Ostküste am sanftesten sein, also fällt die Wahl auf den Playa de Salinetas. Gute 45 Minuten Fahrt über die Autobahn, vorbei an kargen Hängen, Gewächshauslandschaften und der betriebsamen Peripherie von Las Palmas. Am Ziel parken wir zwischen den Einheimischen in einer ruhigen Seitenstraße, unweit des Strandes. Der Zugang zum Meer ist diskret versteckt zwischen dicht bebauten Häusern, die sich wie ein Mauerkranz um die Bucht legen.
Trotz der Enge öffnet sich ein breiter, überraschend schöner Strand vor uns: Rechts Geröll und Felsen, links feiner, schwarz glänzender Vulkansand. Der Strand ist weitläufig, naturbelassen, ohne Liegen oder Infrastruktur – ein stiller Ort für Sonnenanbeter und Wellenliebhaber. Wir suchen uns ein Plätzchen in der Mitte, breiten unsere Tücher aus, lassen den Blick schweifen.


Natürlich müssen wir sofort ins Wasser. Die erste Berührung ist schockartig kühl – der Ozean erinnert uns daran, dass er nicht das Mittelmeer ist. Hohe Wellen rollen heran, bringen das eiskalte Wasser bis zur Hüfte. Nach dem ersten Schreck ist es herrlich: Wir schwimmen, lassen uns von den Wellen tragen, tauchen unter und treiben dahin wie Seegras im Strom. Die Zeit vergeht in salziger Leichtigkeit – Sonnenbaden, Lesen, Schwimmen, Wiederholen.
Ein Schnorchelversuch bleibt leider erfolglos. Das Wasser ist aufgewühlt, Sedimente trüben die Sicht, die Unterwasserwelt verbirgt sich hinter einem Schleier aus aufgewirbeltem Sand. Immerhin entdecke ich beim Schwimmen einen Felsbrocken inmitten der Bucht – fast unsichtbar, gefährlich platziert. Ausgiebige Fotosession in der Brandung. Der schwarze Sand glänzt metallisch im Sonnenlicht, als hätte sich das Lavaerbe der Insel in seine letzte Form verwandelt: Schönheit.


Gegen Mittag wird der Strand voll, die Menschen machen den Tauben am Strand Konkurrenz – offenbar verbringen die Canarios ihre Siesta hier. Die Sonne sticht nun gnadenlos, Schatten gibt es hier keinen. Also weiter – wir machen einen Abstecher zur nahegelegenen Caldera de Bandama, einem gewaltigen Vulkankrater, der sich wie ein aufgeschlitzter Planet vor uns auftut. Vom Parkplatz aus bietet sich ein beeindruckender Blick in den Krater: kreisrund, riesig, von Pflanzen bewachsen. Ein Wanderweg schlängelt sich am Rand entlang – spektakulär, aber für heute zu viel des Guten. Nacken und Schulter haben sich bei mir seltsam verrenkt, vermutlich durch den zu schweren Fotorucksack beim Wandern – ein Ziehen, das beim Schulterblick im Auto zur Tortur wird.


Trotzdem nehmen wir noch ein kulinarisches Ziel ins Visier: Die Casa Josefina. Ein einfacher Mittagstisch für Einheimische, versteckt in einem Wohnviertel. Wir treffen kurz vor halb zwei ein – perfekte Zeit, kein Andrang. Die Karte ist überschaubar, die Übersetzung gelingt dank Google Lens: Wir bestellen ein Fleischgericht, Calamares und etwas, das auf der Karte poetisch als „halber Garten“ beschrieben ist. Wir rechnen mit Salat. Es kommt Kichererbseneintopf mit Ziegenfleisch – rustikal, deftig, köstlich. Auch Lene wird satt. Zum Dessert: Mousse au Chocolat und Mousse de Gofio – letzteres schmeckt wie geröstetes Getreide mit einem Hauch Kaffee und Kindheit.


Gesättigt und zufrieden treten wir den Rückweg an. Die Autobahn nach Sardina führt steil bergan – stellenweise genügt schon Standgas, um die 120 km/h-Marke zu knacken. Die Landschaft fliegt vorbei wie ein Daumenkino aus Lavahügeln, Palmen und Plastikfolien.
Der Nachmittag vergeht ruhig. Siesta. Lesen. Fotos sichten. Auf das Meer schauen, das in ungebremster Wildheit gegen die Küste donnert. Am Abend kochen wir Nudeln mit Gemüse in Mojo Verde, jener pikant-grünen Inselsauce, die nach Koriander, Paprika und Zitronensaft schmeckt. Alles lokal, alles frisch.
Zum Ausklang eine Runde Phase 10 – heute mit einem überraschenden Sieg für Rudi, der sein Pokerface konsequent beibehält. Danach sinken wir früh in die Betten. Die Sonne, das Meer, der halbe Garten – sie haben ihren Tribut gefordert.
Reisetagebuch Gran Canaria – Tag 5: Drachenbäume, Vulkangötter und ein Hauch Abenteuer
Die Nacht brachte Regen. Am Morgen ist es stürmisch, die Luft aufgeladen, das Meer tobt weiter mit unverminderter Wucht. Die Wellen branden gegen die Felsen wie ein wütender Dirigent, der sein Orchester zügelt, aber nicht bändigt. Ein letztes gemeinsames Frühstück mit Rudi und Lucy – dann brechen die beiden auf, Fähre Richtung Teneriffa. Der Abschied kommt leise, beinahe beiläufig. Ein letzter Blick, ein letzter Winker, dann sind wir wieder unter uns.
Heute steht das Herz der Insel auf dem Plan. Doch zunächst machen wir Halt in Gáldar, keine 15 Minuten entfernt. Ein Ort, der still wirkt, aber tief verwurzelt ist in der Geschichte Gran Canarias. Wir parken am Straßenrand, lösen ein Parkticket. Die Automaten sind eigenwillig: Münzen werden abgewiesen, das Handy versagt, erst mit der EC-Karte klappt es – Fortschritt mit Anlaufschwierigkeiten.
Gáldar begrüßt uns mit engen Gassen, pastellfarbenen Fassaden und einer Handvoll Skulpturen, die an die Altkanarier erinnern – jene Ureinwohner, die hier einst ihren Königssitz hatten. Nach der spanischen Eroberung wurden die ersten von ihnen in der örtlichen Kirche getauft – ein stilles Kapitel kolonialer Geschichte.


Unser Ziel ist der legendäre Drachenbaum im Innenhof des Rathauses, das heute auch das Tourismusbüro beherbergt. Der Baum steht dort wie ein Wächter aus einer anderen Zeit – knorrig, fremdartig, ehrwürdig. Direkt gegenüber: die mächtige Kirche mit goldüberladenem Inneren, ein Sinnbild katholischer Überwältigung. Zwei Ecken weiter flanieren wir durch die Fußgängerzone, voller kleiner Boutiquen und Straßencafés.

Meine Tochter verliebt sich augenblicklich in einen Jeans-Einteiler – dazu ein Kleid im selben Stoff, charmant und schlicht. Gekauft. Währenddessen treibt ein offensichtlich verwirrter Kanare sein Unwesen, schreit und quiekt mit einer Quietscheente – das Leben ist auch hier nicht frei von Skurrilität.
Ein kurzer Besuch in der Markthalle rundet den Ort ab: Ein reiches Angebot an Früchten, Gemüse, Fleisch – wir greifen bei prallen Erdbeeren zu.


Nun geht es hinauf in die Inselmitte. Die Straße windet sich in steilen Serpentinen durch grüne Schluchten und bergige Wälder. Die Wolken hängen tief, wie Schleier zwischen den Gipfeln, und bald durchqueren wir sie. Sicht gleich null. Doch plötzlich, wie durch ein Wunder, brechen wir hindurch – und rollen wieder im Sonnenlicht. Vor uns liegt ein spektakuläres Panorama aus Felsen, Licht und Himmel.
Artenara ist unser nächster Halt – der höchstgelegene Ort der Insel. Eine kleine Pfarrkirche, eine Christusstatue, bewohnte Höhlenwohnungen. Von hier eröffnen sich erste atemberaubende Blicke auf das Bergmassiv. Der Roque Bentayga thront wie ein göttlicher Daumen über dem Tal – uralt, stolz, still.


Es geht weiter nach Tejeda, das wir offenbar über eine selten befahrene Route erreichen. Die Straße endet direkt im Ortskern, ein Glücksfall. Der Ort wirkt wie ein Schmuckstück, eingefasst von der Kulisse aus Felsen und Schluchten – aufgeräumt, charmant, fast alpin.


Wir kehren ins Restaurant La Casa de la Almendra ein. Die Karte ist abwechslungsreich: Es gibt eine solide Schinkenplatte, mäßiges Lamm, einen respektablen Burger – und das Highlight: Iberico-Schwein zum Selbergrillen. Eine heiße Steinplatte, grobe Fleischstreifen, dazu Öl und Salz. Wir brutzeln mit Hingabe und ziehen dabei neugierige Blicke anderer Gäste auf uns. Das Ergebnis: herrlich aromatisch, außen kross, innen zart – ein Fest. Am Ende unterläuft dem Kellner ein Fehler: Statt 71,20 € tippt er 17,20 € in die Kasse. Ich mache ihn darauf aufmerksam, was uns dankbare Blicke und ein ehrliches Lächeln einbringt.

Am Nachmittag fahren wir weiter zum Roque Nublo, einem Wahrzeichen der Insel. Wandern ist hier nur mit Registrierung möglich – pro Stunde dürfen maximal 60 Personen den Weg betreten. Ein modernes, etwas überreguliertes System: Anmeldung, Ausweisnummer, zwei Bestätigungsmails – die Bürokratie atmet mit. Doch mit Hilfe des freundlichen Guides klappt es, und wir dürfen aufbrechen.


Der Pfad ist steinig, aber gut begehbar. Angedeutete Stufen, flankiert von Wildblumen, Wolfsmilch und anderen endemischen Gewächsen. Die Ausblicke sind atemberaubend – Täler, Lichtspiele, Weite. Das letzte Stück ist steil, beinahe kletterartig. Ich biege auf einen Nebenfelsen ab, abseits des Trubels.

Die Rückfahrt gerät zur Prüfung: Dichte Nebelschwaden senken sich über die Straße, Sichtweite teils unter zehn Meter. Einmal wird es brenzlig – eine eng geführte Kurve, ein entgegenkommendes Fahrzeug, ein Beinahe-Unfall. Puls 180.
Am Abend ein kühles Bier auf der Terrasse. Wir schauen auf das stürmische Meer, sichten die Bilder des Tages, und lassen das Erlebte nachhallen. Die Insel hat heute ihre wilde Seite gezeigt – und wir haben sie staunend, tastend und mit einem Hauch Respekt betreten.
Reisetagebuch Gran Canaria – Tag 6: Hotelburgen, Dünenwellen und ein Hauch Venedig
Der neue Tag beginnt mit einen zauberhaften Sonnenaufgang, für den ich 100 Meter von unserem Haus entfernt in Position gehe.

Heute zieht es uns gen Süden – dorthin, wo laut Wetterbericht der Wind am schwächsten sein soll. Gegen neun Uhr brechen wir auf, gleiten auf der Inselautobahn durch die sich wandelnde Landschaft: Die grünen Hänge des Nordens weichen allmählich den ockerfarbenen, trockenen Felsformationen der Südinsel. Die Vegetation zieht sich zurück, und was bleibt, ist eine wüstenhafte Weite – karg, aber von eigentümlicher Schönheit, durchzogen von Schluchten, Steilhängen und der träge flirrenden Hitze.
Wir passieren Maspalomas, wo sich die Hotelburgen wie Festungen des Pauschaltourismus an der Küstenlinie aufreihen – ein Kontrastprogramm zur rauen Ursprünglichkeit des Nordens. Nach weiteren fünfzehn Minuten erreichen wir die Playa de Amadores, eine künstlich geschwungene Bucht, eingefasst von einem halbkreisförmigen Wellenbrecher. Der Strand ist umsäumt von Hotels, Souvenirläden und Cafés – hier wird Urlaub inszeniert wie im Reisekatalog.


Wir lassen uns direkt vor der Wasserlinie nieder, knapp hinter den Reihen mietbarer Sonnenliegen. Der Sand ist hell, fast karibisch, das Wasser glasklar und überraschend erfrischend. Schnell wird es tief – keine Lagune zum Planschen, sondern ein echtes Badeerlebnis. Der Wind hält sich zurück, die Sonne hat Oberwasser. Wir dösen, lesen, schauen aufs Wasser. Für zwei Stunden ist alles ganz einfach.

Dann geht es weiter – Puerto de Mogán ist unser nächstes Ziel. Ein pittoreskes Küstenstädtchen, das sich selbst als „Klein-Venedig“ vermarktet. Wir finden einen Parkplatz im Zentrum, der Ticketautomat gibt zwar keine Quittung aus, aber wir hinterlassen einen handschriftlichen Zettel mit Erklärung – Not macht erfinderisch.
Mittagessen in einer kleinen Pizzeria, die auf Handgemachtes setzt – zumindest laut Außenwerbung. Tatsächlich stammen die Pizzarohlinge aus dem Froster, wie wir bald feststellen. Der Käse auf der Pizza verrät den wahren Adressaten des Lokals: Englische Touristen mit Vorliebe für geschmolzenen Cheddar in rauen Mengen. Ich finde es dennoch genießbar, Sanne hingegen bleibt skeptisch.
Anschließend schlendern wir durch das sogenannte Klein-Venedig. Der Vergleich hinkt – zu kurz, zu brav, zu künstlich. Aber hübsch ist es trotzdem: weiß gekalkte Häuser mit farbigen Fensterläden, bunte Bougainvilleen ranken sich an Fassaden, niedrige Brücken überspannen schmale Kanäle. Die Atmosphäre ist freundlich, wenn auch durchinszeniert. Vor einem Geschäft namens „Allkauf“ wird Promotionmusik gespielt – eher Abschreckung als Einladung. Die Passanten weichen aus wie um eine Baustelle.


Ein Eis wäre jetzt nett, aber 3,20 € für industriell gefertigtes Gelato lassen uns dankend verzichten. Überraschung beim Auto: Unser improvisierter Parkschein hat tatsächlich Wirkung gezeigt – kein Knöllchen.
Letzter Stopp: Maspalomas. Wir fahren zum Aussichtspunkt Santa Mónica, wo sich vor uns das weite Dünenmeer auftut. Der Wind hat inzwischen wieder an Kraft gewonnen und formt die Sandberge zu stillen, goldenen Wellen. Wir steigen hinein in die Dünen, verlieren kurz die Orientierung, fotografieren, staunen. Eine Landschaft wie aus einem anderen Kontinent – Sahara auf Urlaub.

Die Rückfahrt wird zur Geduldsprobe. Kein Unfall, aber zäher Verkehr, verursacht durch verstopfte Abzweigungen und offenbar schlechte Verkehrsführung. Die Heimfahrt zieht sich. Doch schließlich erreichen wir unser Refugium in Sardina – heil, wenn auch leicht erschöpft.
Am Abend treffen wir zufällig den Eigentümer unseres Ferienhauses. Ein zurückhaltender, freundlicher Mann aus Las Palmas, der nur zum Fischen hierherkommt. Der Atlantik ist seine Erholung, sagt er – das versteht man sofort, wenn man die Wellen heute sieht.
Wir essen Nudeln mit Tomatensoße, einfach und ehrlich. Dann ein Bier, eine letzte Runde Phase 10 und der Blick über die Piscinas Naturales, in denen die Wellen toben, als wollten sie noch einmal alles geben.
Reisetagebuch Gran Canaria – Tag 7: Kolumbus, Klang und ein letzter Sprung ins Meer
Der letzte Tag bricht an, und mit ihm ein leises Ziehen im Herzen. Gran Canaria wird uns fehlen – das Rauschen des Atlantiks, der Wind in den Palmen, die kargen Berge. Doch noch steht ein Ziel auf dem Programm: Las Palmas de Gran Canaria, die Hauptstadt der Insel, pulsierend, historisch, überraschend urban.
Wir nehmen die Autobahn, die sich wie ein silberner Faden durch die Küstenlandschaft zieht. Die Fahrt ist angenehm, der Verkehr überschaubar. Nach ein paar Schlenkern erreichen wir das Zentrum und steuern direkt einen Parkplatz unterhalb der Altstadt an – effizient, wie geübte Stadtflaneure.
Zu Fuß machen wir uns auf den Weg. Unser erster Halt ist die Markthalle – ein vibrierender Ort, an dem sich das Leben verdichtet. Hier gibt es alles, was die Insel hergibt: Pyramiden aus Mangos und Papayas, frisch aufgeschnittenen Schinken, glänzenden Fisch mit glasigen Augen, Blumen in üppigen Farben. Zwischen den Ständen ein Duftgemisch aus Gewürzen, Salzluft und Orangen – ein olfaktorischer Kanon, der Appetit macht und Neugier weckt.

Während meine beiden Damen wenig Lust auf Kultur verspüren, folge ich allein dem Ruf der Geschichte – ins Casa de Colón, dem Kolumbushaus. Es ist ein stilles, ehrwürdiges Gebäude mit Innenhöfen, Holzbalkonen und sonnengebleichten Mauern. Im Inneren eine Zeitreise: Seekarten, Modelle seiner legendären Schiffe, nachgebaute Kajüten – das ganze Inventar der Entdeckungsepoche. Die vier Fahrten in die „Neue Welt“ werden auf anschaulichen Karten nachgezeichnet – mutig, umstritten, weltverändernd. Das obere Stockwerk widmet sich der Mode des späten 15. Jahrhunderts: prächtige Gewänder, schwerer Samt, goldene Stickereien – Kleidung, die noch Geschichten trug.


Lene hat derweil ein eigenes Andenken gefunden: Eine filigrane Armkette aus Silber, besetzt mit kleinen, echten Perlen – schlicht, aber edel. Ein hübsches Erinnerungsstück.
Wir lassen uns in einem kleinen Straßencafé nieder, direkt am Platz, die Kathedrale im Blick. Kaffee und Kuchen. Dann, wie auf Kommando, beginnt Livemusik: Ein Gitarrist, ein Saxophonist, leise Melodien mit Anklängen an den Buena Vista Social Club. Ein Sound, der durch die Gassen schwebt wie ein lauer Wind – melancholisch, sonnendurchtränkt, ein letztes musikalisches Souvenir.
Ein kurzer Abstecher zur mächtigen Kathedrale Santa Ana. Sie steht da wie ein steingewordenes Manifest spanischer Macht – massiv, ehrfürchtig, monumental. Danach bummeln wir langsam zurück, entlang der breiten, lichtdurchfluteten Straßen. In einem kleinen Laden entdecke ich eine Sonnenbrille in Holzoptik – ein stilles Highlight zum Schluss.

Auf dem Rückweg ein Zwischenstopp beim Mercadona. Spontan greifen wir zu einem Cheeseburger – erstaunlich gut, besser als beim großen M, sagen wir. Dann ein letztes Mal an den Strand: Salinetas, unsere kleine Konstante im Osten der Insel. Die Luft ist frisch, das Wasser kühl, die Wellen hoch und verspielt. Ich überrede Lene zu einem letzten Bad. Gemeinsam stürzen wir uns in die Fluten – ein Abschiedsritual, salzig und befreiend.
Zurück in Sardina folgt der kulinarische Schlusspunkt: Ein Abschiedsdinner im La Pizarra. Ein Fest für Gaumen und Seele: Knusprige Kroketten, kräftige Fischsuppe, salzige Kartoffeln, zartes Schnitzel und ein perfekter Arroz de Marisco – voll Meeresfrüchte, reich an Geschmack. Als Abschluss ein Zitronensorbet, das plötzlich unerwartet prickelt – tatsächlich enthält es Cava, spanischen Schaumwein. Auf der Karte stand davon nichts – aber sei’s drum: Ein prickelnder Abgang passt zu diesem Tag.

So endet unsere Woche auf Gran Canaria: Mit Sonne auf der Haut, Salz in den Haaren, und Geschichten im Gepäck.
Reisetagebuch Gran Canaria – Tag 8: Abreise und Abschied – Gran Canaria hinterlässt Spuren
Der letzte Tag beginnt früh. Um Punkt acht verlasse ich mit den Mädels unser kleines Haus über den Klippen. Noch ein letzter Blick auf das unermüdlich schäumende Meer, das heute ruhiger scheint – als hätte es sich ebenfalls verabschiedet. Die Luft ist klar, der Himmel streckt sich azurblau über die Küste. Wir fahren Richtung Flughafen. Ihre Maschine geht früher, also setze ich sie ab, es bleibt kaum Zeit für Sentimentalitäten. Ein Winken, ein Lächeln – schon verschwinden sie in der Abflughalle. Wir sehen uns gleich am Gate wieder – für mich geht es weiter nach La Palma, für die Damen nach Hamburg.
Ich gebe den Mietwagen zurück. Keine Kratzer, kein Ärger – alles reibungslos. Ein letzter Schluck Wasser aus der Flasche, dann beginnt das finale Kapitel dieser Reise: der Flughafen von Las Palmas.
Tipp 1: Der Sicherheitsbereich ist gut organisiert, wenn man weiß, wo man hin muss. Die meisten stellen sich blindlings an den überfüllten Schaltern 200+ an. Besser: den Weg zu den Gates 100–130 wählen – dort sind ebenfalls Sicherheitskontrollen, meist mit deutlich kürzeren Schlangen. Ein Spaziergang von fünf Minuten, der gut 30 Minuten Wartezeit sparen kann.

Tipp 2: Wer am Flughafen essen möchte, sollte vorher ein Sparkonto eröffnen – die Preise sind astronomisch. Für ein simples Sandwich werden gerne 9 bis 11 Euro fällig. Daher: Frühstück mitbringen, oder zumindest vor dem Check-in günstig einkaufen. Die Enttäuschung schmeckt sonst nach zu trockenem Brot mit viel zu viel Käse.
Tipp 3: Für Wasserratten oder einfach nur sparsame Reisende: Es gibt kostenfreie Wasserspender am Flughafen. Diese sind jeweils bei den Toiletten, allerdings außerhalb, also gut zugänglich und erfreulich kalt. Wer seine Flasche auffüllt, spart nicht nur Geld, sondern auch Müll.
Tipp 4: Wer Zeit hat, sollte die Aussichtsterrasse aufsuchen. Sie ist weitläufig, bietet nicht nur Raucherplätze, sondern auch eine Bar, Sitzgelegenheiten im Freien und – vor allem – einen großartigen Blick auf die startenden und landenden Maschinen. Der Ort hat etwas Friedliches, trotz der steten Bewegung.
Fazit: Gran Canaria – ein Mini-Kontinent mit vielen Gesichtern
Der Beiname Mini-Kontinent ist nicht nur ein Marketingspruch, sondern verdient. Die Insel präsentiert sich wie ein aufgeschlagenes Buch mit wechselnden Kapiteln – jedes geprägt von einem eigenen Ton, einer anderen Dramaturgie.
Im Norden: Landwirtschaft, grüne Hänge, Palmen, Drachenbäume. Hier herrscht das Wasser, die Wolken hängen tief, die Vegetation ist saftig. Die Küste ist schroff, von dunklem Gestein gezeichnet – wild und ursprünglich.
Die Inselmitte: eine botanische Schatzkammer. Bergig, kühl, duftend, blühend. Ein Ort für Wanderer und Radfahrer, für alle, die den Blick schweifen lassen möchten. Die Luft ist klar, der Horizont fern.
Der Süden: eine wüstenhafte Bühne, trocken, von der Sonne gegerbt. Verbrannte Hänge, Terrakotta und Lavagestein dominieren das Bild. Jeder schöne Küstenstreifen ist verbaut – riesige Hotelburgen ragen wie Trutzburgen gegen das Meer. Hier regiert die Sonne, nicht die Stille.
Gran Canaria ist ein Ort der Kontraste. Wind und Wellen, Palmen und Drachenbäume, Wolken und Weite sind ihre Wiedererkennungszeichen. Auffällig: Es gibt wenig Vögel, noch weniger Insekten. Auch die Städte und Siedlungen wirken zunächst abweisend, fast schroff. Doch wer sich hineinwagt, entdeckt das Gegenteil: ruhige Innenhöfe, bunte Fassaden, freundliche Menschen.
Gran Canaria verabschiedet sich nicht mit Pauken und Trompeten, sondern mit einem leisen Nicken. Eine Insel, die bleibt – nicht nur im Gedächtnis, sondern auch im Gefühl.


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